Und etwas mehr glauben an ein Ende des Krieges noch dieses Jahr – 28 Prozent gegenüber 24 Prozent im Vorjahr.
Diese positive Entwicklung, die gemäss der Umfrage des internationalen Marktforschungsunteernehmens Ipsos in den meisten untersuchten Ländern zu beobachten ist, könnte mit den jüngsten diplomatischen Initiativen und den Friedensgesprächen, die in den letzten Monaten stattgefunden haben, zusammenhängen.
Dennoch bleibt das Gesamtbild düster. 63% der Schweizer halten ein Ende des Konflikts bis Januar 2026 für unwahrscheinlich. Dieser Pessimismus ist auch in Deutschland (71%) vorhanden, aber weniger ausgeprägt in Frankreich (54%) und deutlich weniger bei den Italienern (39%), die einen viel stärkeren Optimismus an den Tag legen als die anderen europäischen Länder.
Die Schweiz, Europameisterin der Neutralität, sticht heraus. Selbst angesichts eines grossen Konflikts an den Grenzen Europas bleibt die historische Tradition der Unparteilichkeit der Schweiz in der öffentlichen Meinung vorherrschend.
78% der Schweizer sind der Meinung, dass ihr Land sich nicht militärisch in der Ukraine engagieren sollte, eine Quote, die deutlich höher ist als in Deutschland (67%), Frankreich (59%), den Niederlanden (50%) und Schweden (44%).
Mit nur 51% der Schweizer, die die Unterstützung souveräner Nationen befürworten, wenn diese angegriffen werden, weist die Schweiz eine der niedrigsten Quoten unter den 29 befragten Ländern auf und steht damit in starkem Kontrast zu Frankreich (67%), Deutschland (63%), Italien (63%), Grossbritannien (75%) und Schweden (79%). Dieser Vorbehalt steht im Einklang mit der schweizerischen Aussenpolitik, die der Vermittlung den Vorzug vor einer direkten Beteiligung an internationalen Konflikten gibt.
Ein heikles Gleichgewicht zwischen Grundwerten und Pragmatismus: 62% der Schweizer sind der Ansicht, dass eine Untätigkeit in der Ukraine Russland zu weiteren Militäraktionen anderswo ermutigen würde, ein ähnlicher Wert wie im weltweiten Durchschnitt (63%) und in Frankreich (63%), etwas höher als in Deutschland (58%) und Italien (55%).
Gleichzeitig sind 60% der Meinung, dass eine Militäraktion in der Ukraine Angriffe auf andere Länder fördern könnte, ein Wert, der mit Italien (60%), Deutschland (59%) und Frankreich (58%) vergleichbar ist. Diese doppelte Sorge deutet darauf hin, dass die Schweizerinnen und Schweizer die Risiken, die mit jeder Option verbunden sind, vorsichtig abwägen, unabhängig davon, ob sie ein Eingreifen erfordern oder nicht, und damit einen Ansatz verfolgen, bei dem diplomatischer Pragmatismus mit einer klaren Einschätzung der Bedrohungen kombiniert wird, um die regionale Stabilität zu erhalten.
«Diese Studie zeigt eine Schweizer Position, die sowohl einzigartig als auch nuanciert ist,» sagt Marcus Burke, Client Service Director Public Affairs & ESG lead von Ipsos Schweiz. «Auf der einen Seite sehen wir eine tiefe Verbundenheit mit unserer historischen Tradition der Neutralität, die viel ausgeprägter ist als bei unseren europäischen Nachbarn, mit 78% der Schweizer, die gegen jegliche militärische Beteiligung in der Ukraine sind. Auf der anderen Seite sind sich unsere Landsleute der geopolitischen Implikationen des Konflikts sehr wohl bewusst und geben zu 62% zu, dass Untätigkeit weitere russische Militäraktionen fördern könnte. Diese duale Herangehensweise spiegelt den Schweizer Ansatz wider, der einen vorsichtigen Optimismus für den Frieden mit einem unerschütterlichen Bemühen um Unparteilichkeit verbindet.»
Quelle: Medienmitteilung voin Ipsos Schweiz vom 30. April 2025