«Nous ne voulons pas de la guerre»

In Frankreich hat der Generalstabschef Fabien Mandon die Bürgermeister aufgefordert, ihre Gemeinden auf einen Krieg vorzubereiten, der zum Verlust ihrer Kinder und zu wirtschaftlicher Not führen wird. Dagegen hat der linke Politiker Jean-Luc Mélenchon geharnischten Widerspruch eingelegt.

Ein Freund hat mir aus Frankreich eine kurze Videosequenz zugeschickt, die es in sich hat. Zu sehen ist der französische Generalstabschef Fabien Mandon in Uniform bei einer Rede an der 107. Jahresversammlung der französischen Bürgermeister. Mandon fordert die Bürgermeister auf, ihre Gemeinden auf einen Krieg gegen Russland vorzubereiten:

«Was uns fehlt, ist die moralische Stärke, anzuerkennen, dass die Verteidigung der Nation wehtun kann. Wenn unser Land ins Wanken gerät, weil es die Vorstellung ablehnt, seine Kinder zu verlieren und wirtschaftlich zu leiden, dann gehen wir ein Risiko ein.»[1]

Es ist nicht zu fassen, hat man aus der Geschichte nichts gelernt? Reist man durch Frankreich, findet man in jeder Gemeinde diese Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen aus dem 1. und dem 2. Weltkrieg, manchmal auch mehrere mit denselben Familiennamen. Erschüttert bleibt man stehen und beginnt nachzudenken. Rund 1.330.000 französische Soldaten haben im 1. Weltkrieg ihr Leben verloren, im 2. Weltkrieg waren es rund 567.000 Gefallene. Eigentlich müsste man meinen, nach 107 Jahren Lernzeit seit dem Ende des 1. Weltkrieges wäre man in Frankreich zu Verstand gekommen. Weit gefehlt, der Generalstabschef trommelt für den Krieg und wieder sollen Söhne, Väter, Brüder, Ehemänner und Geliebte ihr Leben lassen und ihre Mütter, Frauen, Kinder und Geliebten sollen dann die Zerstörung ihrer Zukunft und ihrer Träume mit «moralischer Kraft» hinnehmen, eine Schändlichkeit, die nicht zu fassen ist. Ähnliche Töne hörte man vor einiger Zeit auch aus Deutschland.

Verglichen mit Frankreich und den anderen am 1. und 2. Weltkrieg beteiligten Ländern fehlen in unseren Gemeinden solche Gedenktafeln für die Gefallenen. Den Soldaten in der neutralen Schweiz ist es erspart geblieben in diesen Kriegen ihr Leben zu verlieren. Für viele war die neutrale Schweiz auch ein Ort, der sie davor schützte, am 1. und 2. Weltkrieg teilnehmen zu müssen, so mein Grossvater aus Deutschland und mein andrer Grossvater aus dem Elsass. Es ist eben so; Neutralität schützt.

Was optimistisch macht, sind diese anderen Stimmen aus Frankreich, die Frieden wollen, so auch die Stimme des EU- und Nato-kritischen linken Politikers Jean-Luc Mélenchon, Mitglied der französischen Partei La France insoumise (LFI), der in einer öffentlichen Stellungnahme Generalstabschef Mandon scharf kritisierte, an seinen Platz verwies und ihm – wie folgt – eine staatskundliche Lektion erteilte unter der Überschrift «Nous voulons pas de la guerre»:

«Der Oberbefehlshaber der Armee hat sich an die Bürgermeister Frankreichs gewandt. Dagegen bringe ich im Namen der Mitglieder der Partei La France insoumise (LFI) meine völlige Ablehnung zum Ausdruck, sowohl gegenüber seiner Rede als auch gegenüber deren Inhalt. Das ist keine Polemik. Das ist ein Ordnungsruf.

In einer Republik ist die militärische Autorität wie alle anderen vergleichbaren Autoritäten streng der politischen Autorität untergeordnet, der sie im Dienste des Landes in einer Demokratie und Republik gehorcht. Es ist Aufgabe des Parlaments und des Präsidenten und niemand anderem, einen Feind zu benennen und zum Kampf aufzurufen, wenn dieser geführt werden muss, und nicht die Aufgabe des Oberbefehlshabers der Streitkräfte. (…) Wir wollen keinen Krieg.

Der General überschreitet seine Kompetenzen. Militärische Führer beraten die zivile Regierung, das ist normal. Sie geben jedoch keine Empfehlungen zur Verteidigungspolitik der Nation ab. Sie schreiben den lokalen Mandatsträgern nicht vor, was sie zu tun haben. Um die Unterstützung aller Franzosen zu erhalten, sind alle Militärangehörigen zur Zurückhaltung verpflichtet. (…)

La France insoumise fordert den Präsidenten der Republik auf, den Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Mandon, zur Ordnung zu rufen. Wir fordern den Präsidenten der Republik auf, erneut zu bekräftigen, dass die strategische Ausrichtung Frankreichs ausschließlich Gegenstand politischer Debatten und der zivilen Behörden ist, die der Kontrolle des Parlaments unterstehen. Wir fordern ihn auf, daran zu erinnern, dass Frankreich keinen Krieg will. Kein Krieg ist unvermeidlich.»[2]


[1] Telegram, @SMOTRI-MEDIA

[2] https://www.youtube.com/watch?v=lyRKXUFLR8Q

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